FAQ - häufig gestellte Fragen

Ihr wisst schon, in welchem Zustand die Verkehrsbetriebe gerade sind?

Deshalb gibt es diese Kampagne. 20 unbesetzte Stellen, 20% Krankenstand im Winter, Notfahrplan, Urlaubssperre, 5.000 freie Tage die nicht genommen werden konnten. Am Ende des Notfallfahrplans werden nur zwei Drittel der angesammelten Überstunden abgebaut worden sein. Das Personal der GöVB hat unseren Respekt, dass es seit Jahren unter diesen Bedingungen arbeitet. In nächster Zeit wird sich der Personalmangel noch verschärfen. Man hätte all das kommen sehen können: dieser Zustand ist Resultat politischen Versagens.

... und ausgerechnet jetzt kommt ihr mit so einer Forderung?

Wir brauchen einen Rettungschirm für Bus und Bahn. Ein Pilotprojekt Nahverkehr für die Stadt Göttingen. Das umfasst auch große Investitionen in die Infrastruktur und eine bessere Bezahlung der Busfahrer*innen. Dann wird der Beruf attraktiver, der Krankenstand niedriger. Gerade jetzt ist die Zeit, daran zu erinnern, dass diese Misere zu verhindern gewesen wäre. Es hat am politischen Willen auf allen Ebenen gemangelt.

Ihr fordert ein Investitionsprogramm in den öffentlichen Nahverkehr. Aber warum zum Nulltarif?

Diese Maximalforderung soll daran erinnern, dass es möglich wäre, Mobilität ganz anders zu gestalten. Sie soll Aufmerksamkeit generieren; aufgrund der aktuellen Krisen müssen größere Lösungen her.
Wir fordern ein, was uns Rot-Grün seit Jahren verspricht.

Was kostet das? Das sind doch Millionen!

Man müsste ca. 13-14 Mio. Euro im Jahr aus dem Ticketverkauf kompensieren.  Dann kämen noch Mehrkosten beim Personal hinzu. Durch entfallende Ticketkontrollen etc. würden aber auch personelle Kapazitäten frei. Zum Vergleich: die Renovierung der Stadthalle kostet mittlerweile 41,5 Mio. Euro. Tendenz steigend. Aber bei den Bussen wird gespart, bis die Fahrer*innen umfallen. Und wir wollen ja nicht, dass die Stadt das alleine bezahlen soll, das wäre natürlich unrealistisch. Ein guter ÖPNV muss stärker bezuschusst werden.

Wer soll das bezahlen?

Das 9-Euro-Ticket hat bereits gezeigt, dass erschwinglicher Nahverkehr möglich ist. Man kann von Land und Bund erwarten, dass der ÖV viel stärker unterstützt wird. Das Geld wäre da, die 100.000.000.000 Euro Sondervermögen für die Bundeswehr wurden auch ohne lange Diskussion verabschiedet.
Konkret gibt es verschiedene Finanzierungsmodelle. Eine Änderung im Niedersächsischen Kommunalabgabengesetz (NKAG) könnte dazu führen, dass alle Bürger*innen eine Pauschale zahlen. Es gibt in Schwerin zum Beispiel eine Kampagne zum entgeltlosen NV, die das über ein verpflichtendes Bürgerticket für 11 Euro finanzieren will.

Also zahlt am Ende der*die Steuerzahler*in dafür?

Diese Kampagne ist Teil weiter reichender politischer Forderungen. Die Gewinner der Krise fahren gerade Millardenprofite ein, während eine einfache Gurke mittlerweile zur Luxusanschaffung geworden ist – und da besteht ein Zusammenhang. Für uns als Partei der sozialen Gerechtigkeit ist klar, dass unsere Ideen finanziert werden könnten. Es fehlt der politische Wille dazu. Es gäbe so viele Stellschrauben, um das sozial gerecht abzufedern: Übergewinnsteuer, Erhöhung des Spitzensteuersatzes, Vermögenssteuer etc. Uns ist klar, dass es keinen „kostenlosen“ Nahverkehr gibt. Aber ein ticketloses System, das solidarisch finanziert ist, wäre easy möglich. Das zeigen andere Städte.

Ihr Linken wollt alles für umsonst! Ich bin als Autofahrer*in die Melkkuh der Nation!

Pro Personenkilometer wird der Autoverkehr immer noch stärker bezuschusst als jedes andere Verkehrsmittel. Preist man die Unfall- und Umweltfolgekosten ein, sieht man deutlich, dass die Allgemeinheit das Auto wesentlich stärker alimentiert als jedes andere Verkehrsmittel. Dass der ÖV im Gegensatz zum Autobahnnetz überhaupt profitorientiert betrieben wird, ist absurd.

Habt Ihr etwas gegen uns Autofahrer*innen?

Nein, absolut nicht. Es gibt genug Menschen, die ohne ihr Auto völlig aufgeschmissen wären. Auch die würden aber stark vom Ausbau der Öffis profitieren: leerere Straßen, schnelleres Vorankomen, mehr freie Parkplätze. Wir wollen, dass diejenigen, die ihr Auto wirklich brauchen, es auch weiterhin nutzen können. Beispielsweise für Menschen mit Gehbehinderung ist die Parkplatzsuche in Göttingen ein Albtraum. Wir finden es aber schlimm, dass viele Menschen zum Auto fahren gezwungen sind. Wir sehen, dass der ganze städtische Raum eigentlich nur nach den Bedürfnissen von Autos und nicht von Menschen eingerichtet ist. Und das, obwohl nur jede*r Dritte mit dem Auto in die Stadt kommt.

Und wieso soll ich das als Autofahrer mitbezahlen?

Weil wir alle auch die Kosten für Automobilität mittragen (siehe oben). ÖPNV sehen wir als Träger der Daseinsfürsorge, so wie Schulen und Krankenhäuser. Von leeren Straßen haben auch diejenigen was, die weiterhin Auto fahren möchten. Weniger Verkehr tut allen gut.

Wo soll das gelten?

In den Bussen der GöVB, also Göttingen plus Bovenden und Rosdorf.

Was ist mit den Überlandbussen?

Ob man innerhalb der Stadtgrenzen dann auch die großen roten Busse ticketlos benutzen kann, ist eine noch zu klärende Frage, die auch vom konkreten Finanzierungsmodell abhängt.
Mittelfristig muss auch das Angebot auf dem Land ausgebaut werden: gar keine Frage. Ein erfolgreicher Modellversuch zur Stärkung der ÖPNVs in der Stadt Göttingen wird ein starkes Zeichen für den flächendeckenden Ausbau des ÖV in der Fläche sein.

Das ist doch völlig unmöglich!

Es gibt ein ganzes Land mit kostenlosen Öffis, Luxemburg. Es gibt zahlreiche erfolgreiche Pilotprojekte für fahrscheinlose Öffis. Es ist machbar.

Billig ist billig. Dann wird doch alles schlechter?

Nein, im Gegenteil. Wir wollen ja, dass die Verkehrsbetriebe endlich mal genug Geld haben, um eine vernünftige Versorgung zu gewährleisten. Es ist aber auch nötig, die Fahrtzeiten der Busse anzupassen: wenn die Busfahrer*innen nicht mal Zeit haben, um aufs Klo zu gehen, weil der Stadtverkehr so dermaßen dicht ist, dass die Busse dauernd Verspätung haben, muss man da großzügiger planen. Das heißt im Klartext: längere Fahrtzeiten oder für weniger Verkehr auf den Straßen sorgen.

Wo/wann kommt der Bus? Wo bekomme ich Fahrkarten?

http://netz.goevb.de hat eine gute digitale Auskunft, außerdem gibt es die VSN-App. Wer kein Handy hat, kann bei den Verkehrsbetrieben anrufen und dort um Auskunft bitten, das machen die gerne. Die meisten Fahrkarten bekommt man im Bus, ansonsten gibt es den Ticketverkauf des VSN am ZOB, das Gebäude mit dem spitzen Dach, die GöVB-Geschäftsstelle in der Groner Straße. Besonders günstig fährt man mit dem Luftlinientarif über die fairtiq-App.

Konkrete Vorschläge für Verbesserungen in Dorf XY:

Die GöVB bedienen und Rosdorf. Der Notfallfahrplan trifft insbesondere Bovenden und den Klausberg hart. Langfristig wollen wir, dass jedes Dorf so gut mit dem Bus angebunden ist, dass man ihn tatsächlich benutzen kann. Unser Fokus liegt im Rahmen des Modellprojektes aktuell auf Rosdorf, Bovenden und Göttingen inklusive der Dörfer Esebeck, Knutbühren, Groß Ellershausen, Elliehausen, Hetjershausen, Holtensen, Holtenser Berg, Nikolausberg, Herberhausen und Roringen. Aber das ist ja nur der erste Schritt, die Verkehrswende in der Region umzusetzen. Dafür braucht es eine starke LINKE.

Bleiben denn die Linien der Stadtbusse, wie sie sind?

Es gab 2014 eine große Umstellung des Liniennetzes, bei der bereits viel optimiert wurde. Es gibt aber derzeit Diskussionen darüber, dass der Stadtbus aus der Innenstadt raus gehalten soll und die Innenstadt nur per Shuttles angebunden werden soll. Die GöVB sind dagegen, 55% der Kundschaft will direkt in die Innenstadt. Die Verkehrbetriebe überlegen ebenfalls, im Westen der Stadt ein On-Demand-Angebot einzuführen.

Für wen gilt das dann? Muss man z.B. hier gemeldet sein?

Wir streben an, dass alle einfach einsteigen können.

Nur Stadtgebiet oder auch Landkreis?

Am realistischen ist ein Modellprojekt, das das GöVB-Gebiet umfasst. Details ergeben sich aus dem konkreten Finanzierungsplan.

Ist der ÖPNV denn auf die nächste Pandemie vorbereitet?

Aktuell absolut nicht. Der Krankenstand bei den Verkehrsbetrieben ist derzeit bereits astronomisch hoch. Deshalb braucht es ja viel mehr Mittel für Personal.

Was bedeutet der erwartete Fahrgastzuwachs? Reicht dafür die Infrastruktur? Wie sehen die Erfahrungswerte aus der Neun-Euro-Ticket-Zeit aus?

Langfristig müssen für den Göttinger Nahverkehr nämlich noch viel größere Lösungen her: die Kapazität des innerstädtischen Busringes ist begrenzt und Fachkräfte im Nahverkehr wachsen auch nicht auf Bäumen. In größeren Städten werden vollautomatische schienengebundene Systeme gebaut, bspw. in Nürnberg. Zwar hat der Stadtrat beschlossen, dass eine Machbarkeitsstudie für eine Straßenbahn in Auftrag gegeben wird, die Verwaltung hat sich aber bisher noch nicht gerührt.  Ausschlag geben sollten konkrete Mobilitätsbedarfe: In Serfaus in Tirol leben kaum 1.200 Menschen, dort gibt es unter der Dorfstraße eine automatische Mini-U-Bahn mit vier Stationen.

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  1. https://www-alt.goettingen.de/haushalt/pdf/2022/Haushaltsplan_2022.pdf S 701
  2. https://www.bund-bremen.net/mobilitaet/verkehr-und-gesundheit/externe-kosten-des-verkehrs/ und https://www.allianz-pro-schiene.de/glossar/externe-kosten/
  3. https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/trier/luxemburg-nahverkehr-drei-jahre-busse-bahn-kostenlos-100.html und https://www.deutschlandfunk.de/gratis-oepnv-in-luxemburg-eine-zwei-jahres-bilanz-dlf-8d9dea7f-100.html
  4. https://www.goettinger-tageblatt.de/lokales/goettingen-lk/goettingen/oepnv-fuer-goettingens-westen-on-demand-angebot-soll-starten-T54X6TVPUXH5R5BQL6VWU3VULA.html
    Konkrete Zahlen zur Entwicklung während des 9-Euro-Tickets habe ich bisher nicht, werde dafür mal Frau Gallinat-Mecke anschreiben
    https://www.goettinger-tageblatt.de/lokales/goettingen-lk/goettingen/eine-strassenbahn-fuer-goettingen-nun-ist-die-verwaltung-gefragt-CGJTI6QKNCQXUYASS6BM2VLTII.html